Richtig Feedback geben und nehmen zu können ist eine große Kunst. Denn Feedback erfordert nicht nur eine gute Kommunikation. Man muss zusätzlich auch die unangenehmen Gefühle aushalten können, die mit solchen Situationen oft verbunden sind – und zwar ohne diesen Gefühlen die Kontrolle über das eigene Handeln zu überlassen.

Feedback geben und nehmen: Warum überhaupt Feedback?

In der Regel glaube ich zu wissen, was mein Gegenüber denkt, fühlt und will. Dabei sind Menschen sehr unterschiedlich – und ich kann niemandem in den Kopf gucken. In Begegnungen gibt es also immer ein gewisses Informationsdefizit.

Feedback ist der Versuch, ein natürliches Informationsdefizit auszugleichen.

Insbesondere soll durch Feedback zutage treten, wie andere mich wahrnehmen, wie ich auf sie wirke, und was mein Verhalten mit ihnen macht. Wir alle haben „blinde Flecken“ – und Feedback kann uns einige davon bewusst machen. Das kann ich dann für meine eigene Persönlichkeitsentwicklung nutzen.

Gründe für Feedback

  • Feedback reduziert das Risiko für Missverständnisse
  • Feedback kann Probleme klären und oft auch lösen
  • Feedback informiert über Unterschiede zwischen Selbst- und Fremdbild
  • Feedback hilft beim Lernen (z.B. im Sport)
  • Feedback klärt und verbessert die eigenen Stärken und Schwächen

Feedback kann Probleme klären, Beziehungen verbessern und persönliche Entwicklung anregen.

Feedback geben und nehmen

Wertschätzendes Feedback geben: Das 3W-Modell

  • Wahrnehmung
  • Wirkung
  • Wunsch

Für meine eigene Arbeit als Coach und Trainer habe ich ein Modell entwickelt, mit dem man richtig Feedback geben kann. Es orientiert sich an drei Schritten.

Schritt 1: Wahrnehmung

  • Formulieren Sie Ihre subjektive Wahrnehmung!
  • Fehler vermeiden
    • keine Generalisierungen („immer“, „nie“, „alles“)
    • keine Motive und Absichten unterstellen (=Hellsehen)
    • keine objektiven Wahrheiten predigen

Schritt 2: Wirkung

  • Erklären Sie, was das Verhalten in Ihnen bewirkt!
  • Fehler vermeiden
    • keine kausalen Formulierungen
    • keine Schuldzuweisungen
    • Werturteile vermeiden

Schritt 3: Wunsch

  • Erklären Sie, was das Verhalten in Ihnen bewirkt!
  • Dieser Schritt ist optional: Direktives Feedback enthält Wünsche (oder gar Erwartungen und Forderungen), non-direktives Feedback verzichtet auf die Äußerung von Wünschen
  • Fehler vermeiden
    • Forderungen & Befehle vermeiden ( → Reaktanz)
    • Keine Du-Gebote: „Du musst / darfst nicht …“
      • funktioniert niemals so gut wie „Ich wünsche mir, dass du …“ oder „Ich fände es großartig, wenn du …“ oder (etwas stärker) „Wir erwarten, dass du…“

Feedback geben: Beispiel

Wahrnehmung

  • „Ich habe deine Präsentation erst heute Morgen auf meinem Tisch gehabt. Wir hatten aber vereinbart, dass du sie schon gestern um 14:00 abgibst.

Wirkung

  • „Dadurch war mein Morgen sehr stressig und ich musste meinen Assistenten von seinen Projekten abziehen, um mir bei der Vorbereitung des Kundentermins zu helfen. Ich glaube, der Kunde hat gemerkt, dass wir nicht gut vorbereitet waren. Und mein Assistent ist mit seinen Projekten nun zeitlich im Verzug. Das macht mich wütend.“

Wunsch

  • „Ich wünsche mir, dass du dich an gemeinsam vereinbarte Fristen hältst oder mich frühzeitig bei Problemen informierst. Nur so kann ich sicherstellen, dass mein Team und ich unsere Arbeit rechtzeitig fertigstellen können. Was könnten wir tun, damit uns das wieder so gut gelingt wie früher?“

Feedback nehmen

Beim Annehmen von Feedback gibt es drei Phasen, die man unterscheiden sollte: Man kann sich bei geplanten Feedback-Situationen gut vorbereiten (vorher), man muss bei der Durchführung des Feedbacks souverän bleiben (währenddessen), und man muss anschließend die richtigen Schlüsse aus allem ziehen (nachher).

Phase 1: Vorbereitung

(1) Überzeugungen trainieren

  • Feedback ist subjektiv. Niemand kann objektiv über mich urteilen.
  • Kritisiert wird mein Rollen-Verhalten, nicht meine Person.
  • „Bieten Sie keine Zielscheibe, dann werden Sie auch nicht getroffen.“

(2) Von anderen einfordern

  • Fördern Sie eine gute Feedback-Kultur!
  • Fragen Sie andere gezielt nach Feedback!

Phase 2: Durchführung

(1) Inhalt & Intention verstehen

  • ruhig bleiben & gut zuhören
  • Rückfragen stellen, bis man das Anliegen wirklich verstanden hat
  • die positive Absicht der gebenden Person klarmachen

(2) Souverän annehmen

  • nicht rechtfertigen, nicht erklären, nicht kommentieren: nicht darum streiten, wer Recht hat
  • keine Sanktionen, kein Gegenangriff
  • Bei überraschendem Feedback: „Vielen Dank für Ihr Feedback. Ich werde in Ruhe darüber nachdenken und in den nächsten Tagen nochmal auf Sie zukommen, in Ordnung?“

Phase 3: Nachbereitung

(1) Selbstkritisch bleiben

  • später in Ruhe über das Feedback nachdenken
  • selbstkritisch überlegen, inwiefern es berechtigt ist
  • an der eigenen Resilienz und einem realistischen Selbstbild arbeiten

(2) Praktische Konsequenzen ziehen

  • mein eigenes Verhalten ändern
  • … oder nach selbstkritischer Prüfung bei meinem Verhalten bleiben
  • der gebenden Person wiederum Feedback geben

Rückmeldungen geben: Was zählt, ist die innere Haltung

Was eine Person in mir auslöst und was ihr Verhalten in mir bewirkt, hat nicht nur mit der Person selbst, sondern natürlich auch mit meinen eigenen Vorerfahrungen und Überzeugungen zu tun. Daher ist eine innere Grundhaltung wichtig, dass Feedback immer subjektiv ist – sowohl das Feedback, das ich selbst bekomme, als auch jenes, das ich anderen gebe.

Feedback ist subjektiv, weil die Wirkung einer anderen Person auf mich immer auch von mir selbst abhängt.

Mein „Eindruck“ ist nicht richtig oder falsch, sondern subjektiv. Das gilt auch für den Eindruck, den andere Menschen von mir bekommen. Wer „Recht hat“, ist eine unentscheidbare und auch unnütze Frage. Einen „richtigen“ oder „falschen“ Eindruck gibt es strenggenommen nicht.

Die Grundhaltung beim Feedback ist daher auch nicht „ich bin richtig, du bist falsch“, sondern „wir beide können lernen, besser miteinander klarzukommen“.

Lust auf Coaching?

Im Coaching lernst du, deine kommunikativen Fähigkeiten zu verbessern – für gelingende Gespräche und mehr Selbstsicherheit im Alltag. Wir können ein kostenloses Kennenlernen vereinbaren und über dein Anliegen sprechen.

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