Die Idee eines Glückstests ist bereits für sich unsinnig und sagt viel mehr über unsere Zeit aus als über das Glück. Denn in unserer Zeit muss man alles messen können. Wenn man etwas nicht wissenschaftlich objektiv messen kann, dann gibt es das nicht. Etwas, das nicht quantifizierbar ist, das gehört in den Bereich des Subjektiven, des Imaginativen, des Irrealen. Deswegen ist es ein Zeichen unserer Zeit, wenn Menschen nach einem Glückstest suchen, um herauszufinden, wie glücklich sie sind. Das ist ein rührendes Missverständnis, denn wer einen Test sucht, mit dem er sein Glück messen kann, hat nicht verstanden, was Glück ist.

Was kann und sollte man messen?

Es gibt Dinge auf der Welt, die kann und sollte man messen.

Dinge, die wir Menschen nicht wahrnehmen können

Wenn man z.B. in die Nähe des alten Kernkraftwerkes in Tschernobyl möchte, dann sollte man vorher die Radioaktivität dort messen. Sie schadet uns, aber wir spüren sie nicht. Menschen können Radioaktivität nicht ohne Hilfsmittel wahrnehmen. Ein Geigerzähler quantifiziert die radioaktive Strahlung und gibt uns Auskunft, ob wir hier sicher sind.

Dinge, die wir Menschen wahrnehmen, aber nicht gut quantifizieren können

Die menschliche Wahrnehmung ist vielen Verzerrungen unterworfen, die eine genaue und objektive Beurteilung manchmal sehr schwierig machen. Wenn du z.B. ein paar Stunden auf der Autobahn fährst – wir nehmen mal an, dass du durchgängig 180 Sachen draufhast –, dann wird es dir „normal“ vorkommen, dass du mit 120 km/h in die Autobahnausfahrt hineinschießt, auch wenn das viel zu schnell für diese Kurve ist. Man spricht hier vom „Geschwindigkeitsrausch“: Nach einer Weile mit hohem Tempo können Menschen sich in Bezug auf die richtige Geschwindigkeit auf einer Autobahnausfahrt massiv verschätzen – das führt zu Unfällen und ist deswegen auch Teil einer jeden Fahrschule.

Grundsätzlich sind Geschwindigkeiten etwas, das wir einschätzen und wahrnehmen können – aber nicht immer richtig. Ähnliches gilt z.B. für die Einschätzung von Zeit und Raum: Viele Menschen verschätzen sich in Bezug auf die Dauer von etwas, z.B. schätzt man eine „langweilige“ Zeit immer länger ein als eine „kurzweilige“ Zeit – auch wenn beide Zeiten gleichlang sind. Einmal vergeht die Zeit wie im Flug, und einmal zieht sie sich ewig hin. Auch beim Raum verschätzen sich einige Menschen: Wer hat nicht schon alles gesagt, dass der nächste Supermarkt nur ein „paar Hundert“ Meter weit entfernt ist. Am Ende hat der Fußweg doch einen Tick länger gedauert, weil es in Wahrheit 1,8 Kilometer waren. Passiert.

Dinge, die subjektiv sind, aber die wir objektiv beurteilen müssen

Fluglärm. Das ist ein großes Problem. Manche Menschen treibt er in den Wahnsinn, andere hören ihn kaum. Aber genau hier liegt das Problem: Ob man einer Region mehr Flugbetrieb zumuten kann, ist ja eine Entscheidung, an der ganz viele unterschiedliche Meinungen und Interessen beteiligt sind. Man wird in jedem Fall Leute finden, denen es „immer noch zu laut“ ist. Aber in solchen großen Projekten kann man nicht auf jeden bis ins letzte Detail Rücksicht nehmen – auch die Gemeinschaft hat ein Interesse.

Deswegen muss der Lärm gemessen werden. Fluglärm wird in Dezibel angegeben. Das lässt sich mit physikalischen Apparaten messen. Die Gemeinschaft kann sich hier auf einen Grenzwert einigen – wenn dieser überschritten wird, darf es keinen weiteren Flughafenausbau geben.

Der Unterschied zum Beispiel mit der Geschwindigkeit oben ist, dass es beim Lärm nicht auf die tatsächliche physikalische Größe ankommt. Wer etwas als Lärm empfindet, der fühlt sich dadurch gestört – egal, wie laut es „wirklich“ (im physikalisch messbaren Sinne) ist. Und wer taub ist, der fühlt sich selbst dann nicht gestört, wenn die Flugzeuge über sein Haus donnern und alle Lärmrekorde brechen. Bei der Geschwindigkeit ist es etwas anders: Selbst wer eine Geschwindigkeit nicht als „schnell“ oder „störend“ empfindet, unterliegt den physikalischen Gesetzen – und wird in der Kurve einen Unfall bauen. Der Physik ist es egal, was Leute über Zentripetalkräfte denken oder ob ein Autofahrer weiß, was man mit „Trägheit“ einer Masse meint. Wer zu schnell ist, fliegt aus der Kurve. Keine Ausnahme.

Beim Lärm hingegen kommt es primär auf das subjektive Empfinden an, nicht auf den objektiven Wert. Denn selbst wenn ein Lärm einen Schwellwert übersteigt: Wenn er von Menschen nicht gehört wird, gibt es erstmal kein Problem. Dieses entsteht erst dann, wenn man die verschiedenen subjektiven Empfindungen von einzelnen Menschen unter einen Hut bringen will – hier muss man sich auf einen gemeinsamen Maßstab einigen, um in einer Gemeinschaft gut miteinander auszukommen. Wenn man dann z.B. vor Gericht entscheiden will, welche Partei im Recht ist, dann muss man sich auf diese objektiven Werte einigen, damit man ein gerechtes Urteil fällen kann.

Was muss (und sollte) man nicht messen?

Es gibt Dinge, die wir Menschen sehr gut wahrnehmen können. Meistens sind das Dinge, die mit uns und unserem Körper zu tun haben. Wenn du z.B. Zahnschmerzen hast, dann brauchst du keinen Zahnarzt, um zu prüfen, ob du Schmerzen hast. Du hast einen unmittelbaren Zugang zum Schmerz – und du kannst dich nicht darüber irren. Hattest du schon mal Schmerzen, ohne davon zu wissen? Hast du schon mal deinen Schmerz mit den Schmerzen einer anderen Person verwechselt? Hattest du schon mal Zahnschmerzen, nur um dann später zu merken, dass es eigentlich die Zahnschmerzen deines Freundes waren? Eben.

Schmerzen

Über Schmerzen brauch uns niemand aufzuklären. Wir gehen auch nicht dafür zum Arzt. Der Arzt soll die Schmerzen behandeln oder ihre Ursache herausfinden. Aber er muss uns nicht erst sagen, ob wir überhaupt Schmerzen haben. Und selbst wenn man Schmerzen vielleicht objektiv messen kann – z.B. durch eine gewisse neuronale Aktivität in unserem Gehirn, über Impulse in unseren Nervenbahnen, über C-Faser-Feuern, usw. –, was hätten wir damit gewonnen? Was hast du davon, dass du weißt, wie groß dein Schmerz nun wirklich ist? Und was passiert, wenn dir der medizinische Apparat sagt, dass du „mehr“ Schmerzen hast, als du dachtest? Werden die Schmerzen dann schlagartig schlimmer? Hast du dich getäuscht?

Es macht wenig Sinn, so etwas wie Schmerzen zu messen – nur um des Messens willen. Was hingegen viel mehr Sinn macht, ist die Messung von Krankheiten oder Gesundheitsgefahren, die keinen Schmerz verursachen. Gewisse Tumorarten oder die Ansammlung von Schwermetallen im Körper – das spürt man nicht, das verursacht nicht unmittelbar Schmerzen, aber es ist hochrelevant für unsere Gesundheit. Das sollte man messen.

Aber beim Schmerz ist das Problem ja nicht dadurch gelöst, dass uns ein medizinischer Apparat sagt: Du hast gar keine Schmerzen. Es gibt ein bekanntes Phänomen in der Medizin, das sich „Phantomgliedschmerzen“ nennt. Dieser Schmerz tritt bei Menschen auf, die z.B. ein Bein durch einen Unfall verloren haben. Einige dieser Menschen leiden dann an Schmerzen in ihrem nicht mehr vorhandenen Körperteil. Die Schmerzen sind real, sie sind echt, auch wenn das Körperteil nicht mehr da ist. Es ist in einem gewissen Sinn eine falsche Projektion – aber man irrt sich nicht über die Schmerzen! Deswegen gehen Phantomgliedschmerzen auch nicht weg, nur weil man erkennt, dass das Bein nicht mehr da ist.

Schmerz – das ist ein Phänomen, zu dem wir vollkommenen Zugang haben, das wir ohne Irrtum wahrnehmen können. Du kannst dich nicht über deinen Schmerz irren. Es mag sein, dass du manchmal Schmerzen hast, ohne dass es einen (medizinischen) Grund dafür gibt. Und es mag vielleicht sein, dass dein Gehirn so aussieht, als ob es gerade in einem Schmerzzustand ist. Aber das meinen wir nicht mit dem Wort „Schmerz“ – für uns ist dieses Wort identisch mit „Schmerz empfinden“. Die vollkommene Wahrnehmbarkeit ist schon im Wort enthalten, es gibt keinen „nicht empfundenen Schmerz“. Niemand kann sagen „Ich habe Schmerzen, aber ich spüre nichts davon.“

Glück

Beim Glück ist es genauso. Kann man Glück messen? Glück ist ein Wort, was sich nicht auf dein Ergebnis in irgendeinem Glückstest bezieht. Über dein Glück kannst du dich nicht irren. Du magst dich vielleicht darüber täuschen, dass du intelligent bist – hier könnte dich z.B. ein typischer Intelligenztest korrigieren (wenn man das so sagen will). Aber über dein Glück brauchst du dich nicht belehren zu lassen.

Wenn du glücklich bist, ohne dass du es auch spürst – bist du nicht glücklich.

Und wer unglücklich ist, ohne etwas davon zu wissen – ist nicht wirklich unglücklich.

Was würde dir ein Glückstest bringen? Was wäre, wenn dabei rauskommt, dass du eigentlich total glücklich bist? Bist du dann schlagartig glücklich? Sagst du dann „Oh, ich habe mich geirrt, eigentlich geht es mir gut“?

Glücksirrtümer

Es gibt aber tatsächlich ein paar Phänomene, die nahelegen, dass du dich über dein Glück täuschen kannst. Wenn du z.B. mit Mitte 30 auf deine Jugend zurückblickst, dann wirst du denken „Wie glücklich war ich da – und ich wusste nicht einmal was davon“. Aber eigentlich stimmt das so nicht. Du warst damals nicht glücklich. Du warst vielleicht höchstens glücklicher im Vergleich zu Mitte 30. Und vielleicht sehnst du dich nach dieser Zeit zurück. Aber wenn du ehrlich bist, dann hattest du damals keinen Schimmer davon, dass du „so überglücklich“ warst – und dann stellt sich ja durchaus die Frage, ob wir uns hier retrospektiv in die Tasche lügen und unsere Jugend verklären.

Aber es gibt auch Philosophen, die behaupten, dass wir uns über unser Glück irren können. Robert Nozick hat dazu einmal ein inspirierendes Gedankenexperiment angestellt. Das Glück in einem Traum z.B. wird sich als Irrtum erweisen, sobald man aufwacht. Aber auch das stimmt streng genommen nicht – denn im Traum warst du glücklich, auch wenn dieses Glück sich auf eine Welt bezogen hat, die nicht real war (was auch immer das heißen soll).

Die Frage, wie glücklich du bist, kannst du hier und jetzt beantworten. Erst durch den Vergleich – mit früheren Zeiten, mit anderen Menschen oder mit deinen „objektiven Lebensumständen“ – führt zu Unsicherheit. Aber selbst wenn du „eigentlich alles hast“, um glücklich zu sein – wenn du dieses Glück nichts spürst, wenn es dir nicht durch die Adern fließt, dann kannst du dich nicht „glücklich“ nennen.

Deswegen sind die äußeren Lebensumstände auch nahezu bedeutungslos für dein Glück: Es gibt depressive Milliardäre – und glückliche Bettler. Wenn du ein glücklicher Bettler bist, dann hast du bereits alles, was du brauchst – dir fehlt nichts. Wenn du hingegen ein depressiver Milliardär bist – oder zumindest ein „normales“ Mitglied unserer Wohlstandsgesellschaft –, dann ist das zwar gut zu wissen, aber lass dir bitte von niemandem in der Welt einreden, dass du „eigentlich“ glücklich bist. Das ist bevormundend und anmaßend. Denn du würdest wahrscheinlich in dieser Situation nichts lieber wollen, als dich über dein Unglück zu täuschen. Geht nur leider nicht.

Dein Glück finden – ganz ohne Test

Dein Glück brauchst du also nicht messen oder testen, denn du kannst dich nicht darüber täuschen. Aber deswegen können wir immer noch etwas tun. Warum fragst du dich nach einem Test, ob du glücklich bist? Vielleicht deshalb, weil du unglücklich bist und dir von einer wissenschaftlichen Herangehensweise ein glücklicheres Leben versprichst.

Das ist auch mein Ansatz bei mindyourlife. Das Thema „Glück“ ist mit vielen Missverständnissen verbunden. Wir haben deshalb ein fundiertes Glückstraining entwickelt, das dir dabei helfen kann, dein Glück nachhaltig zu steigern. Es handelt sich dabei um ein E-Mail-Coaching, an dem du hier kostenlos teilnehmen kannst. Wenn es funktioniert, dann wirst du es von ganz alleine merken – ohne Test.

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