Kongruent ist Kommunikation dann, wenn alle beteiligten Botschaften eine stimmige Nachricht ergeben. Das Gesamtpaket solcher zueinander passenden Botschaften bildet eine kongruente Kommunikation.

Alles, was wir kommunizieren, enthält viele Botschaften gleichzeitig. Wenn wir beispielsweise sagen „Es ist kalt hier“, dann ist damit eine inhaltliche Botschaft verbunden (die sachliche Information, dass es kalt ist). Aber auch unser Tonfall enthält eine Botschaft (z.B. dass ich darüber verärgert bin), und natürlich auch die eigene Körpersprache (z.B. dass ich friere). Weiterhin könnte damit sogar eine Aufforderung verbunden sein, nun endlich das Fenster zu schließen.

Kommunikation enthält also immer mehrere Botschaften gleichzeitig. Passen diese zueinander und ergeben ein stimmiges Gesamtbild, spricht man von kongruenter Kommunikation.

Kongruente Kommunikation

Definition: Kongruent ist Kommunikation dann, wenn alle Botschaften zueinanderpassen.

Wenn die verschiedenen Botschaften hingegen nicht zusammenpassen oder sich sogar widersprechen, nennt man das inkongruente Kommunikation.

Definition: Inkongruent ist Kommunikation dann, wenn die verschiedenen Botschaften nicht zueinanderpassen – oder sich gar widersprechen.

Kongruente Kommunikation

Die einzelnen Botschaften einer Nachricht können also unterschiedlich gut zueinanderpassen. Als „Nachricht“ bezeichnet man die Gesamtheit aller Botschaften. Eine Nachricht ist dann kongruent, wenn alle ihre Aspekte in ihrer Tendenz zusammenpassen. Kongruente Nachrichten ergeben sich als stimmiges Gesamtbild aller Botschaften auf allen Ebenen und umfassen explizite wie implizite, und auch verbale wie nonverbale Botschaften.

Beispiele für kongruente Kommunikation

Ein Beispiel: Jemand sagt „Mir geht es sehr gut“, dazu sieht man ein Lächeln im Gesicht mit horizontalen Falten neben den Augen, die Körperhaltung ist aufrecht und zugewandt, und insgesamt macht die Person körperlich, mental und vom äußeren Erscheinungsbild her einen guten Eindruck.

Alle Teilbotschaften passen hier zueinander und ergeben beim Empfänger ein stimmiges Gefühl. Alles, was man wahrnimmt, bestätigt den Gesamteindruck, dass es der sprechenden Person sehr gut geht.

Wodurch kommt es zu Inkongruenz?

Inkongruenz entsteht aus der Tatsache, dass Kommunikation eben niemals nur eine einzige Botschaft enthält, sondern viele gleichzeitig. Dadurch gibt es viele Teile, und diese Teile können dann entweder gut zueinander passen (Kongruenz) oder nicht (Inkongruenz). Was sind nun die wichtigsten „Teile“ oder Aspekte von Kommunikation, die zueinanderpassen sollen?

Jede Kommunikation hat zunächst einmal vier Komponenten:

  • verbal: die gesprochene Sprache (lateinisch „verbum“ = Wort)
  • nonverbal: Körpersprache (Gestik, Mimik, Blickkontakt)
  • paraverbal: die (auditive) Art und Weise, etwas zu sagen (Stimme, Lautstärke, Tonhöhe, Sprachmelodie, Sprechgeschwindigkeit; insgesamt der „Tonfall“)
  • extraverbal: der Kontext (Zeit, Ort, Objekte, Kleidung)

Die Aussage „Es ist kalt hier“ hat also einen verbalen Teil (die ausgesprochenen Wörter), aber gleichzeitig habe ich während des Sprechens auch eine gewisse Körperhaltung, die auch etwas kommuniziert, und ich sage den Satz in einem speziellen Tonfall. Zusätzlich kann der Kontext noch etwas kommunizieren, z.B. ob wir uns gerade auf einer Wanderung oder in einem Massage-Studio befinden.

Zusätzlich zu den vier Komponenten der Kommunikation gibt es auch noch die „vier Seiten“ einer Nachricht (ein bekanntes Konzept von Friedemann Schulz von Thun.)

Kongruente Kommunikation

Sache = Worüber ich informiere
Selbstoffenbarung = Was ich von mir selbst kundgebe
Beziehung = Was ich von dir halte und wie wir zueinanderstehen
Appell = Wozu ich dich veranlassen möchte

Das oben genannte Beispiel „Es ist kalt hier“ enthält also eine Sach-Botschaft („Es ist kalt“), möglicherweise aber auch eine Selbstoffenbarung („Ich friere“), eine Beziehungsbotschaft („Du nimmst keine Rücksicht auf mich“) und vielleicht auch einen Appell („Bitte dreh die Heizung hoch“).

Inkongruente Kommunikation

Inkongruenz kann also nicht nur durch eine mangelnde Übereinstimmung von verbaler und nonverbaler Botschaft entstehen, sondern auch durch eine Diskrepanz von Sach-Botschaft und Beziehungs-Botschaft.

Inkongruent ist eine Nachricht dann, wenn ihre Botschaften in unterschiedliche Richtungen weisen und einander widersprechen.

Beispiele für inkongruente Kommunikation

Ein Beispiel: Jemand sagt „Wir freuen uns auf euren Besuch!“, allerdings mit einer müden und genervten Stimme, insgesamt bekommt die empfangende Person auch den Eindruck, der sendenden Person zur Last zu fallen, zumal auch deren Schultern so tief hängen und die inneren Enden der Augenbrauen nach oben gezogen sind.

In diesem Fall passen die verbale, paraverbale und nonverbale Botschaft nicht zueinander. Es ergibt sich ein widersprüchlicher Gesamteindruck.

Hier noch ein Beispiel für eine Inkongruenz, die durch die vier Seiten einer Nachricht nach Schulz von Thun entsteht: Jemand sagt „Geh heute Abend ruhig mit deinen Freunden weg, ich habe sowieso Kopfschmerzen und kann nicht viel machen“. Die Sach-Botschaft („Geh ruhig weg“) könnte hier in einigen Fällen der Beziehungsbotschaft widersprechen („Du kümmerst dich nicht um mich! Du bist egoistisch!“) und vor allem inkongruent zur Appell-Seite der Nachricht sein („Bleib bei mir!“).

Kongruente Kommunikation

Inkongruenz auf der Meta-Ebene

Eine sendende Person kommuniziert immer auf (mindestens) zwei Ebenen gleichzeitig: Auf der Mitteilungsebene sendet sie eine Botschaft, und auf einer übergeordneten Meta-Ebene schickt sie Hinweise darüber, wie diese Botschaft zu verstehen ist.

Erst durch die Unterscheidung dieser Ebenen ist so etwas wie Ironie, Sarkasmus oder Witze überhaupt möglich.

Wie kann die sendende Person eine Botschaft qualifizieren?

  • Kontext
    • Die Botschaft „Das war ja eine tolle Idee, alle Teller auf einmal zu tragen!“ wird durch den Kontext qualifiziert, dass diese Teller gerade alle runtergefallen und zerbrochen sind
  • Formulierung
    • „Die Welt geht unter!“ ist eine sehr übertriebene Reaktion auf ein Sommergewitter – und wird dadurch als inkongruent qualifiziert
  • Körpersprache
    • „Das war ein sehr lustiger Witz.“ wird qualifiziert durch die fehlende Mimik und ein versteinertes Gesicht
  • Tonfall
    • „Das war ein sehr lustiger Witz.“ wird mit einer Ausdruckslosigkeit gesagt, mit der man normalerweise nur die Betriebsanleitung eines Haushaltsgeräts vorlesen würde

Die Folgen von Inkongruenz: eine Zwickmühle

Nicht alle Botschaften werden so qualifiziert, dass sie eindeutig zu verstehen sind, wie z.B. bei besonders überzeichneter Ironie schnell klar wird, dass die Aussage auf der Sachebene nicht ernst gemeint ist.

Manchmal senden Menschen Botschaften, die auch bei genauerem Hinhören noch ambivalent sind. Das kann daran liegen, dass ein Mensch sich dieser Ambivalenz selbst gar nicht bewusst ist (weil er selbst noch unentschieden ist, was er von einer Sache halten soll). Die Ambivalenz kann aber auch ganz gezielt eingesetzt werden, um Menschen zu beeinflussen.

In der systemischen Therapie ist eine solche Botschaft als Doppelbindung (double-bind) bekannt. Wenn eine Mutter z.B. ihrer Tochter sagt: „Geh ruhig nach Berlin zum Studieren, ich komme hier schon irgendwie alleine klar“, dann kann das inhaltlich durchaus ernst gemeint sein und die Botschaft lautet „Du darfst dein eigenes Leben führen!“ – allerdings kommuniziert der Tonfall und die Körpersprache der Mutter vielleicht eine entgegengesetzte Botschaft: „Lass mich nicht allein!“ Manchmal werden solche Doppelbindungen auch ganz bewusst eingesetzt, um einen Menschen dazu zu bewegen, etwas zu tun, was er nicht getan hätte, wenn ich ihn „auf direktem Weg“ darum gebeten hätte.

Kongruente Kommunikation

Der Vorteil von inkongruenter Kommunikation

Der Vorteil von inkongruenten Nachrichten liegt darin, dass sich die sendende Person nicht eindeutig festlegen muss und sich immer einen Ausweg offenhält. Zur Not kann man sich darauf berufen, dass man ja z.B. auf der expliziten Sachebene „ausdrücklich etwas anderes gesagt habe“.

Umgang mit inkongruenter Kommunikation

Wie so oft in der Kommunikationspsychologie heißt die beste Strategie im Umgang mit inkongruenter Kommunikation: offen drüber sprechen. Oder als Fachwort: Explikation.

Wenn eine Person also inkongruente Nachrichten sendet, dann kann ich gezielt diese Inkongruenz thematisieren: „Jenny, du sagst, du möchtest mir beim Einkaufen helfen, aber ich sehe dir auch an, dass du sehr müde zu sein scheinst. Möchtest du dich vielleicht lieber ausruhen?“

Die Strategie der Explikation besteht darin, offen Dinge auszusprechen, die bisher nur unterschwellig mitschwingen – damit kann man die andere Person dazu bringen, Stellung zu beziehen und sich für eine eindeutige Botschaft zu entscheiden. Wenn das funktioniert, kann am Ende niemand mehr sagen: „Ja so war das jetzt nicht gemeint!“

Die Explikation der Inkongruenz kann helfen, konstruktiv und wertschätzend auf inkongruente Kommunikation zu reagieren.

Lust auf Coaching?

Im Coaching lernst du, deine kommunikativen Fähigkeiten zu verbessern – für gelingende Gespräche und mehr Selbstsicherheit im Alltag. Wir können ein kostenloses Kennenlernen vereinbaren und über dein Anliegen sprechen.

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