Nonverbale Kommunikation umfasst Körpersprache, Mimik und Gestik. Menschen kommunizieren nicht nur über die gesprochene Sprache (Wörter, Sätze, Fragen), sondern auch über die Körpersprache (Gestik, Posen, Bewegungen, Körperhaltung, Mimik, Blick). Bei einer gelingenden Kommunikation muss beides zusammenpassen: Verbales und Nonverbales.
Was ist nonverbale Kommunikation?
Unter nonverbaler Kommunikation versteht man den Teil einer Kommunikation, der nicht über die gesprochenen Worte übermittelt wird. Manchmal unterscheidet man nur zwischen verbaler und nonverbaler Kommunikation. In diesem Fall gilt: Alles, was nicht verbal ist, ist nonverbal. Hilfreich ist es jedoch, noch feiner zu unterscheiden:
Ich kann ein und denselben Satz auf unterschiedliche Art und Weise sagen: „Du redest zu viel!“ kann als kritisierender Vorwurf oder als neckendes Flirten (jemanden aufziehen) verstanden werden – je nach Tonfall. Das ist strenggenommen weder verbale Kommunikation (da die Wörter in beiden Fällen ja dieselben sind), noch non-verbal (weil es nicht über die Körpersprache, sondern über die Stimme transportiert wird).
Verbal = was ich sage
Paraverbal = wie ich es sage
Nonverbal = was mein Körper ausstrahlt
93% der Kommunikation ist nonverbal? – Warum das Unsinn ist
Es wird immer mal wieder behauptet, dass 93% der Kommunikation nonverbal sei. Diese These basiert auf einem groben Missverständnis der diesbezüglichen Studien von Albert Mehrabian. Man versteht ja gerade nicht automatisch 93% der Inhalte, wenn man die schwedische Tagesschau im Fernsehen sieht. Trotzdem ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass Kommunikation praktisch nie rein verbal stattfindet. Auch bei sehr sachlichen Menschen kommunizieren die ausdruckslose Mimik und die kontrollierte Körpersprache etwas – z.B. Distanziertheit. Und zwar auch dann, wenn diese Menschen damit gar nichts kommunizieren möchten und sich rein auf der Sachebene der Kommunikation ausdrücken möchten. Man kann eben nicht nicht kommunizieren, sagt Paul Watzlawick. Auch das Weglassen von Emotionen oder die Unterbindung von Gestik und Mimik kommuniziert meinem Gegenüber etwas – ob ich will oder nicht.
Daher ist es für alle Menschen wichtig, sich nicht nur mit dem verbalen Anteil der Kommunikation auseinanderzusetzen, sondern auch mit dem nonverbalen und paraverbalen. Wie hoch diese Anteile an einer Kommunikation jeweils ausfallen, lässt sich aber nicht genau sagen und hängt natürlich auch vom Kontext ab (beim Flirten ist der nonverbale Anteil höher als beim Zeitungskauf am Kiosk).
Was bedeutet nonverbal?
Nonverbal kann man als „nicht-wörtlich“ übersetzen. Das lateinische Substantiv „verbum“ bedeutet „Wort“. Und das latenische Wörtchen „non“ heißt „nicht“.
Paraverbal kann man entsprechend als „neben den Wörtern“ oder „bei den Wörtern mit dabei“ übersetzen (von altgriechisch „para“ = bei, neben). Die Botschaft schwingt sozusagen mit den Wörtern mit, sie begleitet den Inhalt der Wörter.
Nonverbale Kommunikation: Gestik
Gestik betrifft die Körpersprache des gesamten Körpers; Mimik hingegen bezeichnet das, was körpersprachlich im Gesicht passiert. Zur Gestik gehören Berührungen, Bewegungen und Posen.
Wir alle beherrschen die „Sprache des Körpers“ bis zu einem gewissen Grad, können also intuitiv Körpersprache verstehen und auch selbst sprechen. Diese Fähigkeiten sind uns meistens nicht bewusst – wir bekommen einen Eindruck einer anderen Person, ohne dass wir genau sagen können, wie dieser überhaupt entstanden ist oder was genau wir eigentlich beobachtet haben.
Körpersprache ist eine der ehrlichsten Sprachen der Welt..
In jeder Sprache wird regelmäßig gelogen. Am besten können Menschen mit der gesprochenen Sprache lügen (verbal) – daher ist Körpersprache eine zuverlässigere Informationsquelle. Bei einer fehlenden Übereinstimmung von verbalen und nonverbalen Botschaften sollte man also eher den nonverbalen Signalen vertrauen.
Im Nonverbalen selbst gibt es aber auch noch einmal Unterschiede: Unser Mund und unser Gesicht können vergleichsweise gut lügen – von unseren Füßen hingegen wissen wir meist gar nicht, dass sie überhaupt bedeutsame Signale aussenden.
Die Ehrlichkeit der Körpersprache nimmt von den Füßen zum Kopf hin ab – mit ihren Füßen können nur die wenigsten Menschen „lügen“.
Füße und Beine
Der ehrlichste Körperteil sind die Füße. Die Füße zeigen immer in die Richtung, in die eine Person gehen will. Wenn eine Person einen Dialog auf einer Party verlassen möchte, dann bleibt der Oberkörper oder das Gesicht oft aus Höflichkeit noch der unliebsamen Person zugewendet, aber die Füße zeigen schon Richtung Ausgang.
Tritt eine Person mit breitem Stand auf, so nimmt sie viel Raum für sich ein. Viel Raum heißt viel Status. Das signalisiert also Selbstbewusstsein und (wenn der Stand extrem breit wird) auch Dominanz und Arroganz.
Dieses Prinzip kann man sich als Faustregel merken: Wer den eigenen Status erhöhen möchte, z.B. um mit einer dominanten Person auf Augenhöhe zu kommen oder in einem Vortrag mehr Aufmerksamkeit zu erhalten, muss „mehr Raum einnehmen“, d.h. die eigene Körperfläche vergrößern (z.B. im Stehen breiter Stand, aufrecht, Brust raus, Kinn hoch, ausschweifende Gesten mit beiden Armen zur Seite). Wer hingegen den eigenen Status senken möchte, z.B. um mit einer schüchternen und zurückhaltenden Person auf Augenhöhe zu kommen, muss die eigene Körperfläche verkleinern (z.B. im Sitzen Beine übereinanderschlagen, Hände in den Schoß legen, Kinn senken).
Wer Raum einnimmt, hat Status:
Um selbstbewusster zu wirken, muss ich die eigene Körperfläche vergrößern.
Was sagen überschlagene Beine wirklich?
Überschlagene Beine sind in der Regel kein Zeichen von Verschlossenheit, auch wenn man das immer mal wieder hört. Diese Einschätzung basiert meistens auf einer Unkenntnis der entsprechenden Forschungsliteratur. Einer der wichtigsten Grundsätze in der Interpretation von Körpersprache ist:
Körpersprache muss evolutionär gedacht werden.
Körpersprache findet im limbischen System statt, unserem Ur-Gehirn, das wir schon hatten, bevor sich gesprochene Sprache und rationales Denken entwickelten. In dieser Lage ging es vor allem um das Überleben in einer gefährlichen Umwelt: Überall lauerte ein Säbelzahntiger, und wir mussten jederzeit auf eine Flucht- oder Kampf-Situation vorbereitet sein.
Doch: Wer die eigenen Beine überschlägt, kann nicht wegrennen, ist nicht schnell genug, steht nicht sicher genug, macht keinen abschreckenden Eindruck. Für eine gefährliche Situation wäre es die dümmste Idee, die Beine übereinander zu schlagen, denn dann verlieren wir in Flucht und Kampf.
Daher sind überschlagene Beine in Wahrheit ein Zeichen von Wohlbefinden. Wer überschlagene Beine hat, fühlt sich wohl; glaubt, nicht fliehen zu müssen; fühlt sich nicht bedroht.
Was bedeutet ein geneigter Kopf?
Wieder einmal geht es darum, Körpersprache evolutionär zu denken: Wer den Kopf zur Seite neigt, legt die eigene Hauptschlagader frei. In der Steinzeit hätten wir uns damit sehr in Gefahr gebracht – für einen Säbelzahntiger ist das eine Einladung, mich mit wenig Aufwand zu töten. Wer den eigenen Kopf neigt, signalisiert also: Ich vertraue dir, ich bin ungefährlich, du kannst mir auch vertrauen!
Nonverbale Kommunikation: Mimik
Körpersprache, die mit dem Gesicht gesprochen wird, nennt man Mimik. In vielen sozialen Situationen ist die vielleicht wichtigste Unterscheidung, ob das Gesicht meines Gegenübers mir signalisiert, dass sich die Person wohlfühlt oder nicht. Dies lässt sich anhand folgender Signale erkennen.
In vielen sozialen Situationen ist die vielleicht wichtigste Unterscheidung, ob das Gesicht meines Gegenübers mir signalisiert, dass sich die Person wohlfühlt oder nicht. Dies lässt sich anhand folgender Signale erkennen.
Unwohlfühlen
Wohlfühlen
Die Profis in Sachen Körpersprache können aber nicht nur diese grundlegende Unterscheidung im Gesicht erkennen, sondern auch konkrete Emotionen. Es gibt sieben grundlegende Emotionen, die alle Menschen immer wieder erleben – sie werden daher auch „Primär-Emotionen“ genannt. Die gute Nachricht für das Erkennen solcher Emotionen ist:
Die 7 grundlegenden Emotionen sehen bei allen Menschen in allen Kulturen gleich aus.
Manche Forscher:innen behaupten sogar, alle anderen Emotionen seien lediglich Mischungen und Unterformen dieser 7 Grundemotionen, die dann sozusagen die Atome der Welt der Emotionen sind, aus denen sich alle komplexeren Emotionen zusammensetzen.
Die 7 Primär-Emotionen
Für jede Primäremotion gibt es eine Reihe von Gesichtsmerkmalen, an denen man sie erkennen kann. Dies soll nun am Beispiel der Emotion „Angst“ exemplarisch dargestellt werden.
Fear (Angst)
Das Gefühl von Angst ist eine Reaktion auf eine (reale oder vorgestellte) Bedrohung der physischen oder psychischen Unversehrtheit. Im folgenden Bild sehen wir, an welchen Merkmalen diese Emotion im Gesicht erkannt werden kann.
Info: Das Bild mit den markierten Gesichtsbereichen findest du im kostenlosen PDF „Sehen, was in Menschen wirklich vorgeht – Körpersprache lesen lernen“.
Wer besser darin werden möchte, Angst im Gesicht anderer Menschen zu erkennen, muss sich die Merkmale dieser Emotion genau anschauen. Hier fallen vor allem die weit nach oben gezogenen Augenlider auf. Eine Konsequenz davon ist, dass die Sklera über dem Auge („das Weiße“) sehr ausgeprägt zu sehen ist. Daran können auch Anfänger:innen schnell erkennen, dass eine Person Angst empfindet.
Für Fortgeschrittene ist es dann wichtig, dieses Merkmal von dem zu unterscheiden, was bei der Emotion „Überraschung“ (surprise) geschieht, denn auch hier werden die Augen aufgerissen, allerdings auf eine andere Art und Weise, sodass sich diese Emotionen im Detail gut unterscheiden lassen – das ist dann aber durchaus fortgeschrittenes Niveau in Sachen Körpersprache.
Wer solche Primär-Emotionen im Gesicht zuverlässig identifizieren kann, hat in vielen Situationen einen entscheidenden Vorteil – sei es in der Psychotherapie, im Verkauf oder beim Dating. Es lohnt sich, das eigene Auge für nonverbale Kommunikation zu schärfen!
Lust auf Coaching?
Im Coaching lernst du, die Körpersprache anderer Menschen richtig zu deuten. Und wir trainieren deine eigene Körpersprache – für mehr Selbstsicherheit. Wir können uns in einem kostenfreien Erstgespräch kennenlernen und über dein Anliegen sprechen.
Lust auf Coaching?
Im Coaching lernst du, die Körpersprache anderer Menschen richtig zu deuten. Und wir trainieren deine eigene Körpersprache – für mehr Selbstsicherheit. Wir können uns in einem kostenfreien Erstgespräch kennenlernen und über dein Anliegen sprechen.
Lust auf Coaching?
Im Coaching lernst du, die Körpersprache anderer Menschen richtig zu deuten. Und wir trainieren deine eigene Körpersprache – für mehr Selbstsicherheit. Wir können uns in einem kostenfreien Erstgespräch kennenlernen und über dein Anliegen sprechen.