Was ist Persönlichkeit?

Persönlichkeit ist das, was Menschen zu unverwechselbaren Individuen macht. Wir Menschen unterscheiden uns voneinander durch unsere jeweils einzigartige Persönlichkeit. Das Wort Persönlichkeit kann man definieren als Gesamtheit von „typischen“ Verhaltens- und Erlebensmustern eines Menschen. Die Persönlichkeit ist der Grund dafür, dass jeder Mensch stabile und für ihn typische Eigenschaften hat, die charakteristisch oder typisch für diesen Menschen sind. Nur dadurch können wir wirklich davon sprechen, eine bestimmte Person genau zu kennen: Wir wissen, wie sie „tickt“ – und das ermöglicht uns, ihr vergangenes Verhalten zu verstehen und ihr zukünftiges Verhalten vorauszusagen. Nicht umsonst ist in der Alltagssprache „Persönlichkeit“ nur ein anderes Wort für „Charakter“.

Was ist Persönlichkeitspsychologie?

Die Persönlichkeitspsychologie ist eine Teildisziplin der wissenschaftlichen Psychologie und untersucht die menschliche Persönlichkeit. Der Fokus liegt dabei nicht darauf, was alle Menschen gemeinsam haben (allgemeine Persönlichkeitspsychologie), sondern primär darauf, was Menschen voneinander unterscheidet (differentielle Persönlichkeitspsychologie). Dementsprechend ist die Definition von „Persönlichkeit“ meistens: Persönlichkeit ist das, was Menschen voneinander unterscheidet, was einen Menschen zu einem unverwechselbaren Individuum macht: seine einzigartige Persönlichkeit.

Aber die differentielle Persönlichkeitspsychologie erforscht nicht nur die Unterschiede zwischen verschiedenen Personen (inter-personal), sondern auch die Unterschiede in ein und derselben Person, d.h. wie sich die Persönlichkeit eines Menschen über die gesamte Lebenszeit hin verändert (intra-personal). Wenn in der Psychologie von „Persönlichkeitsentwicklung“ gesprochen wird, dann meint man damit die wissenschaftliche Beschreibung des einzigartigen Verlaufs der Persönlichkeit eines Menschen. Das ist natürlich nicht gemeint, wenn wir bei mindyourlife von Persönlichkeitsentwicklung sprechen: Uns geht es dabei um die gezielte Entwicklung der eigenen Persönlichkeit in Richtung persönlicher Werte und Ziele. Das geschieht gerade nicht von selbst, sondern basiert auf unserer Entscheidung und bewussten Steuerung dieses Prozesses.

Scheinbare Widersprüche in der Persönlichkeitspsychologie

In der Persönlichkeitspsychologie gibt es einige Gegensätze, die nur scheinbar widersprüchlich sind. Man kann sogar eine Menge aus diesen Gegensätzen lernen – über die menschliche Persönlichkeit. Ein scheinbarer Gegensatz betrifft die Frage, wie die menschliche Persönlichkeit überhaupt entsteht und geprägt wird. Manche sagen, dass die genetischen Anlagen eines Menschen seine Persönlichkeit vorherbestimmen. Andere behaupten wiederum, dass die Umwelt eines Menschen und seine Lebenserfahrungen die Persönlichkeit prägen. Tatsächlich geht man heute in der Wissenschaft davon aus, dass Persönlichkeit aus einer komplexen Wechselwirkung von Genetik und Umwelt entsteht – also beide Faktoren einen großen Einfluss ausüben.

Kann man die eigene Persönlichkeit ändern?

Ein zweiter Gegensatz betrifft die Veränderlichkeit der Persönlichkeit. Lange ging man davon aus, dass die Persönlichkeit eines Menschen sich im Kindheitsalter formt und dann über das gesamte Leben hinweg unverändert fortbesteht. Und es stimmt: Die eigene Persönlichkeit ist relativ stabil über einen mittelfristigen Zeitraum. Nichtsdestotrotz sind Veränderungen der Persönlichkeit auch im hohen Alter noch möglich – es dauert nur einige Zeit und geht nicht von heute auf morgen.

Persönlichkeitstests: Fast alles ist Unsinn!

Außer den sogenannten „Big Five“ der Persönlichkeitspsychologie sind die meisten anderen Persönlichkeitstest defizitär und genügen wissenschaftlichen Qualitätsansprüchen nicht. Das gilt z.B. auch für Tests, die das für sich selbst beanspruchen und dadurch eine scheinbare Seriosität erwecken. So lässt sich eine ganze Menge Geld machen. Zu den bekanntesten Persönlichkeitstests, die immer noch hoch im Kurs stehen, obwohl ihre wissenschaftliche Basis unzureichend ist, gehören z.B. Myers Briggs, DISC oder das Enneagramm.

Myers-Briggs und DISC/DISG

Der Myers-Briggs-Typen-Indikator (MBTI) basiert auf der (wiederum umstrittenen) Typenlehre von Carl Gustav Jung. Er unterschied zwischen extravertierten und introvertierten Menschen. Als extravertiert bezeichnete er Menschen, dessen Verhalten auf die objektive Außenwelt ausgerichtet ist und von ihr geleitet wird. Introvertierte Menschen hingegen sind auf ihre subjektive Innenwelt ausgerichtet.

Nimmt man nun noch die Unterscheidung zwischen sach- und menschenorientierten Persönlichkeiten hinzu, dann kommt man im deutschsprachigen Raum beim DISC oder DISG-Profil raus- ein unwissenschaftliches Testinstrument, das sich großer Verbreitung und Beliebtheit erfreut. Die Abkürzung DISG steht für die vier Grundverhaltenstendenzen, die sich aus der Kombination der zugrundeliegenden Achsen Intro-/Extraversion und Sach-/Menschenorientierung (bzw. Aufgaben-/Sozialorientierung). Daraus ergeben sich vier mögliche Kombinationen, die dem Test seinen Namen geben:

  • D = Dominant
  • I = Initiativ
  • S = Stetig
  • G = Gewissenhaft

Fundiert, aber praktisch nutzlos: Die „Big Five“

Die Big Five der Persönlichkeitspsychologie gelten zwar als fundiertes Persönlichkeitsmodell und auch die daraus abgeleiteten Persönlichkeitstests taugen etwas. Allerdings sind sie für die Praxis der Menschenkenntnis und Einschätzung anderer Menschen nur von begrenztem Wert, da sie nicht einfach zu handhaben und für die Voraussage menschlichen Verhaltens in der realen Interaktion keine brauchbaren Schlussfolgerungen bieten.

Mit den „Big Five“ sind die fünf großen korrelationsstatistischen Persönlichkeitsmerkmale gemeint, die Menschen voneinander unterscheiden. Im Englischen hat sich das Akronym OCEAN eingebürgert:

  • OCEAN = Openness, Conscientiousness, Extroversion, Agreeableness, Neuroticism
    • Offenheit für Erfahrungen bzw. Aufgeschlossenheit
    • Gewissenhaftigkeit (Perfektionismus)
    • Extraversion (Geselligkeit)
    • Verträglichkeit bzw. Rücksichtnahme, Kooperationsbereitschaft, Empathie sowie
    • Neurotizismus ([seelische] Verletzlichkeit)
  • kostenloser Big-5-Test online: https://www.psychomeda.de/online-tests/persoenlichkeitstest.html
  • Weitere Version: NEO-FFI (Fünf-Faktoren-Inventar) => Neurotizismus (N), Extraversion (E), Offenheit (O).

Persönlichkeitsmodelle

Neben den Big Five der Persönlichkeitspsychologie und dem Persönlichkeitsmodell von Carl Gustav Jung gibt es noch weitere Versuche, in psychoanalytischer Tradition die menschliche Persönlichkeit zu typisieren.

Riemann-Thomann

Eine äußerst interessante und beobachtungsscharfe, aber auch nicht unumstrittene Matrix entwickelte Fritz Riemann in seinem 1961 erschienenen Werk “Grundformen der Angst“. Dort skizziert er eine Persönlichkeitstypologie anhand von vier Typen, jeweils zwei Gegentypen.

  • schizoid
  • depressiv
  • zwanghaft
  • hysterisch

Die Weiterentwicklung dieses Modells ist auch als „Riemann-Thomann-Modell“ bekannt. Thomann wollte die pathologische Sprache Riemanns überwinden und ordnete die vier Typen nach den Grundbestrebungen

  • Distanz (schizoid)
  • Nähe (depressiv)
  • Dauer (zwanghaft)
  • Wechsel (hysterisch)

Vier Grundausrichtungen / Raum-Zeit

Diese vier Grundausrichtungen – Friedemann Schulz von Thun nannte sie die “vier Himmelsrichtungen der Seele” – können auch in Gestalt einer Raum- und Zeitachse gesehen werden:

  • Distanz/Nähe sind räumlich
  • Dauer/Wechsel zeitlich

Die Verhaltensweisen von Menschen lassen sich in diesem Koordinatensystem von räumlicher und zeitlicher Komponente lokalisieren.

Und zuletzt noch eine Randnotiz: Seit 1961 hat die psychoanalytische Diagnostik große Fortschritte gemacht und weitere Typen ergänzt. Karl König hat in seinem Buch “Kleine psychoanalytische Charakterkunde” von 1992 die vier Typen von Riemann um den narzisstischen und phobischen Typ erweitert.

Wenn das alles stimmt, was nun?

Es mag frustrierend sein zu hören, dass praktisch alle Persönlichkeitsmodelle und Persönlichkeitstests, die sich aktuell auf dem Markt befinden, mehr oder weniger unfundiert und unsinnig sind. Gleichzeitig ist gerade das einzig fundierte Modell – die Big Five – für die Praxis quasi nutzlos. Was soll ich nun also tun, wenn ich trotzdem meine Menschenkenntnis verbessern möchte?

Persönlichkeitsstile

Die für mich aktuell die beste Lösung liegt in einem Konzept, das man nicht sofort auf dem Schirm hat, wenn es um das Thema Menschenkenntnis oder Menschentypen geht. Es geht um das wissenschaftlich gut erforschte und in der Psychologie und Psychotherapie breit eingesetzte Konzept der „Persönlichkeitsstile“.

Der Vorteil bei diesem Modell ist, dass man auf einmal beginnt, ein System im Chaos menschlicher Verhaltensweisen zu sehen. Auf einmal macht alles Sinn, was eine Person tut. Vorher konnte man sich aber keinen Reim darauf machen. Das liegt daran, dass jeder Persönlichkeitsstil eine klare innere Logik besitzt. Wenn ich also weiß, dass jemand einen narzisstischen Persönlichkeitsstil pflegt, dann verstehe ich sofort, warum die Person sich bisher so verhalten hat und kann auch gut voraussagen, wie sie sich morgen verhalten wird. Vor allem Ihre Reaktionen auf gewisse Reize oder Ereignisse lassen sich so gut abschätzen und einordnen.

Ein Persönlichkeitsstil ist wie eine Kurzbiografie, die erklärt, wie die Person so geworden ist, wie sie heute ist – und wie sie sich in Zukunft verhalten wird.

Welche Persönlichkeitsstile es gibt und wie man sie bei anderen Menschen erkennen kann, kann man z.B. bei Rainer Sachse. Hier eine kleine Auswahl: narzisstischer Stil, psychopathischer Stil, histrionischer Stil, zwanghafter Stil, dependenter Stil, selbstunsicherer Stil, schizoider Stil, passiv-aggressiver Stil und paranoider Stil. Es wäre nicht unvernünftig, sich dabei auch einmal anzuschauen, welchen Stil man denn selbst als Mensch lebt und welche Vor- und Nachteile das für mein eigenes Leben und für meine Mitmenschen hat.

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