Selbstständig sein fasziniert. Viele Arbeitnehmer versprechen sich davon die Flucht aus dem 9to5-Job, junge Menschen hingegen glauben, dass sie dann „ihr eigenes Ding“ machen können.

Doch selbstständig sein sieht nur aus der Ferne und von außen so aus. Für die meisten Selbstständigen ist sie hingegen vor allem eines: eine Enttäuschung. Denn sie hatten sich so viel davon versprochen, und nur manches Versprechen wurde gehalten. Dazu kommen Herausforderungen und Ärgernisse, die man noch gar nicht auf dem Schirm hatte – etwa Steuerrecht und -erklärung, kompliziertes Arbeitsrecht beim ersten Mitarbeiter; Unfall- und Berufsunfähigkeitsversicherung; und bis vor Kurzem noch horrende Krankenkassen-Beiträge.

Die wichtigste Einsicht vor dem Selbständig werden

Die wichtigste Einsicht für viele ist aber: Man hatte geglaubt, den Großteil seiner Zeit mit der eigentlichen Tätigkeit zu verbringen. Tatsächlich machen die meisten die ersten Jahre primär vor allem eines: Marketing & Vertrieb. Denn ohne Kunden wird man nicht selbstständig. So rennt man jahrelang einer Vorstellung nach, die man zu Beginn oft noch gar nicht realisieren kann – dass man sich voll und ganz auf die eigene Leidenschaft konzentrieren kann.

Gerade diese ersten Jahre sind deshalb für viele Selbstständige die schlimmsten. Meistens ist man das erste Mal im eigenen Leben damit konfrontiert, einen Kalt-Akquise-Anruf zu machen. Darauf sind viele nicht vorbereitet. Und die Gefühle, die sie dabei erleben, sind keineswegs angenehm.

Deshalb muss man als Selbstständige(r) in der Anfangszeit vor allem an einer Sache arbeiten, die man gar nicht auf dem Schirm hatte. Denn die Arbeit an der eigenen Dienstleistung oder am eigenen Produkt – darauf hatte man sich eingestellt und auch gefreut. Das, woran man nun erstmal arbeiten muss, ist aber die eigene Person. Als Existenzgründer, Unternehmer oder frisch gebackener Selbstständiger ist die eigene Persönlichkeitsentwicklung eine zentrale Aufgabe. Und das eigene Wachstum ist auch das Nadelöhr, das eine Selbstständigkeit ausbremsen kann, wenn man z.B. kein Marketing und keinen Vertrieb machen will oder kann.

selbstständig

Persönlichkeitsentwicklung als Vorbereitung

Persönlichkeitsentwicklung ist auch eine gute Vorbereitung für all das, was in der Selbstständigkeit noch so kommen mag:

  • Ich trage eine immense Verantwortung, evtl. sogar auch bald für Mitarbeiter

  • Ich habe ein hohes finanzielles und biografisches Risiko

  • Ich werde viele kleine und einige große Rückschläge erleiden – und muss immer wieder aufstehen

  • Ich brauch einen langen Atem – „get rich quick“ gibt es in der Selbstständigkeit oder im Unternehmertum praktisch nicht

  • Ich werde mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit scheitern – und die ist so hoch, dass ich mich mit diesem Szenario auseinandersetzen muss

Wer sich also auf das selbstständig sein vorbereiten möchte – oder wer schon mittendrin steht –, sollte nicht nur an Businesspläne oder Finanzierungsmöglichkeiten denken. Er sollte dort anfangen, wo viele aufgeben: Bei der Arbeit an sich selbst. Die gute Nachricht ist: Wenn man weiß, wie Persönlichkeitsentwicklung funktioniert, ist sie kein Hexenwerk – und sie hat positive Auswirkungen auf mein gesamtes Leben, nicht nur auf meinen Beruf.